Google Pagespeed - Tools und Kniffe
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Es ist unbestritten, dass eine gute "Site-Performance", also beispielsweise niedrige Lade- und Aufbauzeiten, einen großen Vorteil für eine Internetseite bietet. Die Gründe, sich als Webmaster um einen schnellen Seitenaufbau zu kümmern, sind vielfältig:
Studien haben ergeben, dass Internet-User dem Aubau einer Seite im Schnitt nicht mehr als 3 Sekunden einräumen; danach wird die Suche abgebrochen, und sich anderweitig umgesehen. Websites wurden und werden im Laufe der Zeit aber immer komplexer und umfangreicher: 1995 umfasste eine durchschnittliche Internetseite gerade mal 14 Kilobyte; Anfang 2014 lag der Durchschnitt bereits bei über 1.600 Kilobyte! Das ist insbesondere für mobile Nutzer ein Problem, die Webseiten unterwegs über das Mobilfunknetz ansurfen. Dem Nutzer ist die Seitengröße aber letzten Endes egal; auf der Suche nach der gewünschten Information interssiert ihn nur der kürzeste, direkte Weg. Es verwundert also nicht, dass die Ladegeschwindigkeit einer Seite seit 2011 ein durchaus gewichtiges Kriterium im Google-Suchalgorithmus darstellt.
Selbstverständlich führt hier - aus Googles Perspektive - auch ein gewisses Maß Eigenutz Regie: Geht es doch nicht nur um die Bedürfnisse, das Wohlbefinden der Internet-User, sondern um die Tatsache, dass Websites in der Masse schlichtweg schneller gecrawled werden können, wenn sie kleiner sind. Es ist also nicht ganz uneigennützig, dass die "Datenkrake Google" Webmastern bei der Optimierung der Seitengeschwindigkeit seit einiger Zeit mit Rat und Tat zur Seite steht.
PageSpeed Tools im Überblick
Google hilft Webmastern unter dem Label "PageSpeed", versteckte Bremsen an Websites und Webservern aufzuspüren, und zu lösen. Dabei werden mehrere Werkzeuge zur Verfügung gestellt: Browser-Erweiterungen für Firefox und Chrome, eine umfassende online PageSpeed-Analyse, ein Modul für Apache-Server ("mod_pagespeed") sowie der PageSpeed Service, mit dem der Code einer Website auf GEschwindigkeit analysiert, umgeschrieben und ausgeliefert wird (jedenfalls in der Theorie).
Bei den Browser-Erweiterungen und dem online PageSpeed-Service handelt es sich um reine Informations-Tools. Es lassen sich bestehende Webseiten analysieren, und individuelle Vorschläge zur Optimierung ausgeben. Es werden unter anderem folgende Punkte geprüft:
- GZip-Komprimierung
- JavaScript-Parsing (Scripte nur ausführen, wenn sie benötigt werden)
- Browser-Caching (individuelle Cache-Zeiten für diverse Elemente)
- Skalierung des Bildmaterials (jedes Bild sollte in der Auflösung geliefert werden, in der es benötigt wird)
- Nutzung von CSS-Sprites statt einzelner Bilder (vor allem bei Icons und UI-Elementen sinnvoll, vermeidet unnötige Requests)
- Optimierung des Bildmaterials (korrektes Dateiformat, vernünftige Kompressionsstufen)
- Reduzierung von CSS, HTML, JavaScript (Kommentare, Zeilenumbrüche, unnötige Informationen entfernen)
- Umleitungen minimieren bzw. komplett verhindern
Das Ergebnis einer solchen PageSpeed-Analyse ist eine mehr oder minder umfangreiche Liste mit einer Vielzahl von Vorschlägen zur Verbesserung der Site-Performance. Nicht jeder Punkt ist sinnvoll oder realisierbar, selbst Google erzielt lediglich 96 Punkte.
Erste Hilfe seitens Google
Das empfohlene Minimieren des Quellcodes (HTML, CSS und JavaScript) führt für den Entwickler erst einmal dazu, dass die Weiterentwicklung der Website erschwert wird; der Quellcode wird unlesbar.
Ausgehend von diesem Ratschlag / Problem wäre es also wünschenswert, wenn der Quellcode wie gewohnt behandelt werden könnte - inklusive Strukturierung, Kommentaren und Absätzen - und die Komprimierung erst zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Website erfolgen würde.
Google stellt für genau diesen Ansatz zwei Werkzeuge bereit:
- Das Modul "mod_pagespeed" für Apache Server, welches viele der oben genannten PageSpeed Faktoren automatisch behandelt, sowie
- den PageSpeed Service, welcher sich zwischen Server und Client schaltet, und die Website so optimiert wie möglich ausliefert. Hier werden hauptsächlich CSS und JavaScript zusammengefasst, und über einen Proxy Server zur Verfügung gestellt. CSS wird in den Header verlagert, und JavaScript (nach Möglichkeit) optimiert. Das gleiche gilt für die Bilddaten, die sogar bei Bedarf in der passenden Größe geliefert werden. Der PageSpeed Service verspricht darüber hinaus Datei-abhängiges Caching, das automatische Entfernen überflüssiger HTML-Tags und Styles sowie die Komprimierung der Inhalte via GZip.
Klingt interessant, aber auch kompliziert?
Es geht: Der EInstieg in den PageSpeed Service fällt nicht allzu schwer. Im ersten Schritt muss sichergestellt werden, dass die Seite zusätzlich über eine separate Subdomain ausgeliefert, und der CNAME der Domain auf eine bestimmte Google Domain umgestellt wird. Google zieht sich den Code über die Subdomain (die sogenannte "Referenzdomain"), optimiert ihn, und liefert ihn über die sogenannte "Serving Domain" an den Client aus. Einzelne Seiten können aus diesem Prozess herausgenommen werden. Diese werden dann über das Google Content Delivery Network (CDN) ausgegeben, und die Daten damit direkt weltweit verteilt. Das ist dann für diejenigen Besucher von Vorteil, die sich weit entfernt vom eigentlichen Server-Standort befinden, weil sich die Auslieferung der angeforderten Daten durch diesen Faktor zusätzlich beschleunigt.
Der PageSpeed Service optimiert Internetseiten also in Hinblick auf Geschwindigkeit und technische Unzulänglichkeiten, und bietet darüber hinaus ein CDN. Google verspricht durch diese Optimierungs-Maßnahmen eine Verbesserung der Site-Performance von 25 - 60%.
Probleme und Bedenken
Selbstverständlich kommen bei diesem Thema diverse datenschutzrechtliche Bedenken auf, doch darauf einzugehen, ist nicht Aufgabe dieses Artikels.
Viel eher stellen sich technische und inhaltliche Fragen, die den Einsatz des PageSpeed Service weniger empfehlenswert erscheinen lassen. An erster Stelle stehen die Einschränkungen: Das abhörsichere Übertragen von Daten via HTTPS ist nicht möglich, was ein klares No-Go für Onlineshops und Login-Bereiche darstellt. Ein weiteres, ärgerliches Problem ist das lange Browser-Caching bei Website-Relaunches. Die Google FAQ bieten zwar Antworten zu Problemen wie der IP-Kontrolle bei Spam-Bekämpfung oder fehlgeschlagenen Login-Versuchen nach der Umstellung, aber hierzu sollten erweiterte Kenntnise im den Bereich Netzwerk vorhanden sein.
Fazit
Die Unterstützung seitens Google und der vorgestellten Möglichkeiten ist für den ein oder anderen Webmaster sicherlich äußerst hilfreich. Es ist absolut empfehlenswert, eigene Website Projekte mit den vorgestellten Browser-Erweiterungen zu testen, und die empfohlenenen Optimierungen zumindest grundlegend umzusetzen. Eine Verbesserung der Geschwindigkeit von 15 - 20% ist in der Regel realistisch, bei komplexen Websites kann dieser Wert sogar noch höher ausfallen. Wer allerdings den Umgang mit DNS-Einträgen scheut, oder seinen Content per HTTPS ausliefern möchte, sollte dann doch eher auf den PageSpeed Service verzichten.
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